Inner Emigration

Dieses Werk zeichnet in lebendigen Episoden das Leben von Karl-Wilhelm Eigenbrodt nach – von Kindheit und Jugend über prägenden Kriegsdienst bis hin zu den persönlichen und beruflichen Stationen im Nachkriegsdeutschland. Die „biografischen Splitter“ verbinden persönliche Erinnerungen mit historischen Bezügen und lassen ein vielschichtiges Bild einer Epoche entstehen, die von Umbrüchen, Verlusten und Neubeginn geprägt war. Das Manuskript vereint sorgfältig recherchierte Fakten mit einer erzählerischen Darstellung, die Nähe und Authentizität schafft.

Vor dem Hintergrund der in neuerer Zeit wieder verschiedentlich beschworenen "Kriegstüchtigkeit" gilt die Aufmerksamkeit des umfangreichen Buches von Bernd F. W. Springer der Erörterung eines Konzepts, das hier zwar dem historischen Kontext des Ersten Weltkriegs zugehört, aber eben auch in der Gegenwart kritisch reflektiert werden sollte. "Wir konnten uns", so der Autor über seine in früheren Jahren unterrichteten Seminare zum Thema Krieg, "damals nicht vorstellen, dass Kriegstüchtigkeit wieder eine Kategorie heutigen politischen Denkens werden könnte" (S. 539). Um diese Konzeption nun genauer zu verstehen, greift der Autor, der kein Historiker, sondern Germanist ist (S. 16), auf Ernst Jüngers Werk zurück, und es ist klar, daß eine leitende Motivation bei der Beschäftigung mit dem Thema der Wunsch ist, daß künftigen Generationen die Erfahrung des Krieges erspart bleiben möge (S. 5). Insbesondere mit Bezug auf den Ersten Weltkrieg ist viel Literatur erschienen, die auch für das Thema des vorliegenden Bandes von Belang ist. 1

The book is the biography of Claretta Cerio (born Wiedermann) 1927-2019.
She grew up on the North-German island of Sylt, later moved with her family to the South-Italian island of Capri. Half German, half Italian she creativly combined the two cultures. She married Edwin Cerio who - as writer, historian, archaeologist, architect and even mayor - promoted the artistic life on Capri. Claretta herself became a writer, her themes she found in the artists comunity and also among the eccentrics that populated the island in the first half of the 20th century.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.03.2024 // „Bereits Monate bevor der Roman „Wir sehen uns im August“ des vor zehn Jahren verstorbenen kolumbianischen Nobelpreisträgers Gabriel García Márquez vor wenigen Tagen posthum erschien, hatte sich eine kleine Debatte entfacht. Denn wie die beiden Söhne des Schriftstellers, Rodrigo und Gonzalo García Barcha, im Vorwort des Buches eingestehen, sagte ihr Vater einst über den Roman: „Dieses Buch taugt nichts. Es muss vernichtet werden“.

Darf man ein Werk, das ein Schriftsteller verstoßen hat, nach dessen Tod doch herausbringen? Die Antworten auf diese ewige Frage, diesmal von der spanischsprachigen Zeitschrift „WMagazín“ gestellt, waren – wie zu erwarten – widersprüchlich. „Es liegt ein Funken Eitelkeit darin, von einem anderen zu verlangen, das zu zerstören, was man geschaffen hat“, sinnierte ein Autor. „Man weiß, dass der andere es nicht tun wird“. Eine Buchhändlerin nannte die Veröffentlichung des Romans „das gute Recht“ der Erben – und freute sich über das Geschäft. Ein anderer Buchhändler prangerte „diese Praxis“ an, „den Autor als Ware zu fetischisieren“. Franz Kafka und Max Brod wurden erwähnt. Und jemand verwies auf einen Spruch, der von Henry James stammen soll: „Es ist unmoralisch, die Taschen und Schubladen eines Toten zu durchsuchen“.

Jetzt, wo der Roman erschienen ist, sind die Meinungen über seine Qualität ebenso gespalten. Während die spanische Zeitung „La Vanguardia“ das Buch für ein „weiteres Meisterwerk des Autors von ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘“ hielt, hätte man sich laut der „The New York Times“ einen „unbefriedigenderen Abschied“ von García Márquez „kaum vorstellen können“.

Aber zunächst zu den Fakten: „Wir sehen uns im August“ erzählt die Geschichte von Ana Magdalena Bach, einer Frau mittleren Alters, die im August jedes Jahres auf eine karibische Insel fährt, um am dortigen Friedhof einen Strauß Gladiolen auf das Grab ihrer Mutter zu legen. Ana Magdalena liebt Bücher und Musik, hat von der Mutter „das Leuchten der goldenen Augen“, die „Tugend der wenigen Worte und die Klugheit, ihr Temperament zu zügeln“ geerbt und ist seit vielen Jahren glücklich verheiratet.

Bei einem ihrer Inselbesuche lernt die Frau einen eleganten Ausländer kennen. Sie trinken ein Glas zusammen, führen ein „banales Gespräch“ – der Mann ist weder besonders kultiviert noch besonders lustig, er hat aber „ein gutes und zaghaftes Herz“ –, und schließlich schlafen sie miteinander, wobei der Mann sich als „vortrefflicher Liebhaber“ offenbart, der Ana Magdalena „ohne Eile zum Siedepunkt führte“.

Als die Frau am nächsten Tag erwacht, ist der schneidige Fremde weg. Ihr bleiben nur das kränkende Geschenk eines Zwanzigdollarscheines, die „brutale Erkenntnis“, zum ersten Mal in ihrem Leben „mit einem Mann, der nicht der ihre war, gevögelt“ zu haben, und das brennende und verwirrende Verlangen danach, diese Nacht zu wiederholen. Und so endet das erste der insgesamt sechs kurzen Kapitel des Romans.

Dieses Kapitel las García Márquez bereits 1999 bei einem literarischen Treffen in Madrid vor. Ihm zufolge handelte es sich dabei um die erste Kurzgeschichte eines geplanten Erzählbands. Das Buch ist aber nie erschienen. Anstatt dessen erschien 2002 García Márquez' hervorragende Autobiographie „Leben, um davon zu erzählen“ und zwei Jahre später der Kurzroman „Erinnerung an meine traurigen Huren“, den viele Leser aus gutem Grund problematisch, wenn nicht gar anstößig fanden: Darin geht es nämlich um einen Neunzigjährigen, der mit einer vierzehnjährigen Prostituierten gerne schlafen würde. Dieses Werk galt bisher als das letzte des Autors.

Wie man aber nun weiß, arbeitete García Márquez an „Wir sehen uns im August“ weiter – und aus der Erzählung wurde ein Roman. Allerdings war diese Arbeit, wie seine Söhne berichten, äußerst beschwerlich. Denn García Márquez litt in seinen letzten Jahren an Demenz. „Die Erinnerung ist zugleich mein Rohstoff und mein Werkzeug“, soll er gesagt haben. „Ohne sie ist alles dahin.“ Die Krankheit habe es für ihn unmöglich gemacht, den Roman zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. So fällte er irgendwann das oben zitierte, vernichtende Urteil über sein eigenes Buch.

Trotzdem haben die Söhne entschieden, es zu veröffentlichen. Ihre Begründung im Vorwort: Nach einer neuen Lektüre des Romans hätten sie ihn „sehr viel besser“ als vorher gefunden. Und sie äußern die Vermutung, dass „eben die eingeschränkten Fähigkeiten“, die García Márquez nicht mehr erlaubten, mit der „gewohnten Sorgfalt“ zu schreiben, ihn womöglich auch daran gehindert haben, zu erfassen, wie gut der Roman „ungeachtet seiner kleinen Mängel“ sei…

Die erzählerische Prämisse, die im ersten Kapitel von „Wir sehen uns im August“ gesetzt wird, ist spannend – auch wenn nicht besonders originell. Eine Frau, in deren Alltag Liebe, Zufriedenheit und Struktur herrschen, wird plötzlich von der Erfahrung der leichtsinnigen Lust überfahren. Diese bringt sie aus dem Gleichgewicht, erfüllt sie aber auch mit Neugier und Lebensdrang. So entscheidet Ana Magdalena ihr eigenes Schicksal zu gestalten – sei es für eine Nacht im Jahr. Bei ihren nächsten Inselfahrten wird sie jenen Fremden zwar nicht mehr finden können, dafür aber andere Liebhaber und dadurch auch einigermaßen sich selbst." ...

[...]

Para mi solo recorrerlos caminos que tienen corazon, cualiquier camino que tenga corazon. Por ahi yo recorro, y la unica prueba que vale es atravesar todo su largo. Y por ahi yo recorro mirando, mirando, sin aliento. (Carlos Castaneda, "The Teachings of don Juan: A Yaqui Way of Knowledge") "Für mich gibt es nichts anderes, als auf Straßen zu reisen, die ein Herz haben, auf jedem Weg, der ein Herz haben könnte. Dorthin reise ich, und die einzige Herausforderung, die es wert ist, in Betracht gezogen zu werden, besteht darin, den ganzen Weg zurückzulegen. Dort reise ich suchend, suchend, bis zur Erschöpfung." (Carlos Castaneda, "The Teachings of don Juan: A Yaqui Way of Knowledge")

In diesem oben genannten Werk des bekannten österreichischen Schriftellers (geb. 1972 in Graz) geht es darum, wie ein Mensch das Alleinsein (nicht) aushalten kann. Der Protagonist ist mit dem Alleinsein auch mit seinem unausweichlichen Tod konfrontiert, denn allein kann der Mensch auf der Welt kaum leben. Die Phantasie der unausweichlichen eigenen Zerstörung beherrscht diesen Roman von Anfang an. Zuerst besteht noch Hoffnung, dass das Alleinsein ein Trugbild, eine größenwahnsinnige Einbildung oder ein aus dem Traum stammendes Hirngespinst sei-dies stellt sich jedoch schon allzubald als die harte, unumstößlich und endgültige Realität heraus. Thomas Glavinic, der in seinen Werken ganz unterschiedliche Genres ausschlachtet (Kriminalromane, historische Romane, Biographien), beschreibt im Werk "Die Arbeit der Nacht" auf geniale Art und Weise die Veränderung in der Psyche des Protagonisten, der das konkrete, gegenständlich greifbare und für ihn substanziell fühlbare Alleinsein-verbunden mit Todesangst-erfährt, erfahren muss.

Цель диссертационного исследования – реконструкция интеллектуальной биографии С.Б. Веселовского, известного историка первой половины XX в. Работа основана на широком корпусе исторических источников разных видов (историографические источники, источники личного происхождения, делопроизводственная документация), в том числе неопубликованных (хранящихся в фондах АРАН, ГАРФ, РГАДА, РГАЛИ, РГАСПИ, НА ИРИ РАН, НИА СПб ИИ РАН, ЦГАМ). В качестве теоретико-методологического ядра диссертации привлечено источниковедение историографии, которое позволило детально изучить исследовательские принципы ученого, понять как способ презентации результатов научной деятельности С.Б. Веселовского вписывался в историческую культуру его времени. Показаны особенности сочетания классической и неклассической моделей исторической науки в научном творчестве С.Б. Веселовского, как в дореволюционную эпоху, так и советскую. Для более глубокого понимания исследовательских установок С.Б. Веселовского, выбора конкретного пути в изучении прошлой социальной реальности, были также эксплицированы его этические принципы как ученого. Данный вопрос был рассмотрен как в период кризиса классической модели исторической науки рубежа XIX – XX вв., на который приходилось его становление как историка, так и в советскую эпоху, когда ученый находился во внутренней эмиграции. Особое внимание уделено анализу «посмертной» истории научного наследия ученого как части его интеллектуальной биографии. С учетом существенного влияния его трудов на последующую историографию и образовательную сферу, сделан вывод о классикализации научного наследия С.Б. Веселовского в позднесоветскую эпоху.

literatura alemana del siglo XX. El término «emigración interior» fue acuñado por Franz Thie8, que con motivo de un decreto de la Reichskulturkammer2, que ordenaba quemar dos de sus novelas DieVerdammten y Frauenlob, había protestado en noviembre de 1934 y manifestado que «nadie podría obligar a los mejores escritores alemanes a negar su idiosincrasia por medio de prohibiciones o presiones extemas», y que de esta manera no se dejaría otra opción que la «emigración interior» 3. Ya con anterioridad, el 10 de mayo de 1933, tres meses después de la subida al poder de Hitler, se había procedido en la capital de Reich`Berlín, y en otras ciudades universitarias, a la quema de libros que en el sentido de la «revolución cultural» del Reich no estaban de acuerdo con la escala de valores del régimen recién instaurado. La denominación «emigración interior» alcanzó su auténtico significado a través de la polémica periodística surgida a partir de la invitación del escritor Walter von Molo, en 1.RS, en aclelante.

Die Briefe, die Rudolf Ludwig (1884-1937) während seines ersten Südamerikaaufenthalts (1905-1912) schrieb, werden im folgenden, soweit sie erhalten geblieben sind 1 , als Dokument für das Leben eines jungen deutschen Kaufmanns in Bolivien in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg veröffentlicht. Sie geben die damaligen dortigen Lebensverhältnisse ebenso anschaulich und lebendig wieder wie die Mentalität eines Deutschen, der sich mit 21 Jahren entschloß, in einer kleinen Niederlassung einer deutschen Firma in Südamerika sein Glück zu versuchen. Da die Schilderung der allgemeinen Verhältnisse mit der Darstellung der persönlichen Situation eng verbunden ist und letztere auch Aufschlüsse über die Gründe und Ziele der damaligen deutschen Handelstätigkeit und den Charakter der an ihr Beteiligten gibt, werden die erhaltenen Briefe, die Rudolf Ludwig in dieser Zeit an seine Eltern und einen seiner Brüder schrieb, trotz ihres oft sehr privaten Charakters ungekürzt wiedergegeben. Keine der in den Briefen genannten Personen ist heute mehr am Leben. Zum besseren Verständnis der Briefe sei der Lebenslauf Rudolf Ludwigs kurz skizziert. Er wurde am 9. Juli 1884 in Kirchenkirnberg, einem kleinen Dorf des damaligen Königreichs Württemberg (heute im badenwürttembergischen Rems-Murr-Kreis) als ältestes Kind des dortigen

FR August Stramm est probablement l'un des poètes les plus radicaux, du point de vue linguistique, de la littérature allemande moderne. En déconstruisant le langage, il parvient à créer des formes lexicales et grammaticales lui permettant d'exprimer à travers sa langue ce qu'aucune langue ne peut vraiment dire : l'horreur de la guerre. Sa poésie de guerre, qui ne doit pas être considérée comme une poésie contre la guerre, se charge d'une force unique et inégalée. Mots-clés August Stramm, guerre, poésie, expressionisme allemand, déconstruction de la parole EN August Stramm is arguably the most linguistically radical poet of German modernity. By deconstructing language he creates lexical and grammatical constructions, which enable him to express through language something that no language can mediate: the horror of war. Thus not to be considered anti-war lyric, his war poetry reaches unequalled forcefulness.

FR August Stramm est probablement l'un des poètes les plus radicaux, du point de vue linguistique, de la littérature allemande moderne. En déconstruisant le langage, il parvient à créer des formes lexicales et grammaticales lui permettant d'exprimer à travers sa langue ce qu'aucune langue ne peut vraiment dire : l'horreur de la guerre. Sa poésie de guerre, qui ne doit pas être considérée comme une poésie contre la guerre, se charge d'une force unique et inégalée. Mots-clés August Stramm, guerre, poésie, expressionisme allemand, déconstruction de la parole EN August Stramm is arguably the most linguistically radical poet of German modernity. By deconstructing language he creates lexical and grammatical constructions, which enable him to express through language something that no language can mediate: the horror of war. Thus not to be considered anti-war lyric, his war poetry reaches unequalled forcefulness.

Von diesen Briefen darf man kein glattes Schwarz-Weiß-Gemälde erwarten, so einfach waren diese beiden turbulenten Jahre eben nicht. Briefe zwischen den Jungvermählten Alfred von Wolzogen und Elisabeth Schinkel, der jüngsten Tochter Karl Friedrich Schinkels, wechseln mit Briefen des Dichters August Thieme, des Allstädter Einsiedlers, der exzellent informiert ist über die revolutionären Zeitläufte, die er sarkastisch und klug kommentiert. Alfred, der ehemalige Junghegelianer (aber vielleicht nie davon losgekommen) ist skeptisch, aber sein ätzender Spott gilt doch den Fürstlichkeiten. Daß es überhaupt so viele Briefe zwischen den Eheleuten gibt, liegt an der für Wolzogen leidigen Einberufung zur Landwehr, die den Drachen der Revolution zähmen soll. Aber lieber schreibt er lange Briefe. Eine Perle ist sein Brief vom 28. Oktober 1849 an August Thieme, in dem sein Sarkasmus zu stilistischen Höhen aufläuft. Wenn er eine betrunkene fürstliche Jagdgesellschaft schildert, die in einen Zug einbricht und die Frauen auf den Schoß ihrer Männer flüchten läßt, damit die zigarrenqualmenden Herren im Abteil Platz nehmen können, meint man sie wirklich zu hören in ihrer wildsaumäßigen Champagnerlaune. Diese Briefe werden diese Jahre nicht umschreiben, aber sie machen sie ein wenig farbiger. Inmitten des revolutionären Pulverampfes stehen Individuen, die ihren geistigen Platz noch suchen. Der Leser, hoffe ich, wird sie mit Vergnügen begleiten. CvW, Frankfurt am Main, im März 2023 Elisabeth v. Wolzogen, geb. Schinkel, an August Thieme 1 Potsdam den ten Januar 1848. Lieber Herr Doctor! Vor allem lassen Sie mich aus vollem Herzen für die schönen, schriftlichen Boten Ihrer Freundschaft und väterlichen Liebe danken-Wie arm an Worten aber, und wie schwach fühl' ich mich Ihnen gegenüber! Denn leider besitze ich nicht die schöne Gottesgabe, das frei und warm auszusprechen, was das Herz empfindet, weshalb ich es meinem Alfred auch nicht gerade zum Vorwurf machen will, wenn er meinte, daß ich meine Freude beim Empfange Ihrer lieben Briefe wohl lauter hätte äußern können; doch bin ich zugleich davon überzeugt, daß Sie mich besser verstanden und ihm gesagt hätten, wie bei meinem verschlossenen Gemüthe auch eine stillen Äußerung der Dankbarkeit ihre Berechtigung || in sich trägt.-Jetzt aber ist es wirklich mein heißester Wunsch, Ihnen recht offen zu sagen, wie mir Alles, was von Ihnen kommt, zum Gedicht wird, wenn nur Alfred es mir vorliest, und mir die etwa dunklern politischen Beziehungen klar macht.-Haben wir uns auch noch nicht mit Tassos befreitem Jerusalem, wie Sie es wünschen und empfehlen, bekannt gemacht, so beschäftigen wir uns doch in der letzten Zeit viel mit dem perenierenden Stellvertreter Gottes auf Erden, Zeus und seiner blauäugigen Tochter Athene, und folgten der Vossischen Übersetzung des Homer in die Wunder der Odyssee. Was sagen Sie zu solchen gelehrten Studien? dünken Sie Ihnen für einen Murkel zu hoch?-Aber Alfred konnte doch unmöglich glauben, daß die so kindlichen Irrfahrten des berühmten Dulders unter dem Bockbauch-wie er || ihn nennt-Ihrem kindlichen Kinde eine ungenießbare Speise wäre!-Leider wurde meine Thätigkeit im vergangenen ersten Vierteljahr unserer Ehe durch fortdauerndes Unwohlsein, welches auch der Grund meines langen brieflichen Schweigens gewesen, vielfach gehemmt, und dadurch habe ich allerdings auch in Beziehung auf die Lektüre, zu der Alfred mich sonst so liebevoll anzuregen weiß, Manches versäumt. Um so lieber ist es mir aber, daß ich wenigstens die Bekanntschaft Ihres freundlichen Idylls machen durfte, welches mich als einen lieben Freund aus meiner neuen Heimath, der goldenen Aue, nun doppelt begrüßte.-Wer dächte dabei auch nicht gern einmal wieder an das Irrhölzchen zurück, zu dem die Schlüßel verlegt waren?!-Nach der geräuschvollen Weihnachtszeit, die wir in der Bauschule vergnügt, wenn auch meinerseits mit geschwollenem Gesicht, zugebracht haben, fühlen wir uns nun in unserer Potsdamer || Idylle wieder recht wohl und heimathlich. Unsere Wände sind durch den Pinsel meiner Susanne, die uns zwei neue große Öllandschaften, aus Tyrol u zwei kleinere aus der Kalbsriether Gegend verehrt hat, neu geschmückt, u die bekannten Schränkchen mit den Ziehschubladen durch 2 antike Büsten, eine Gabe des Onkel-Regierungsraths, gekrönt. Melpomene u Paris sind sonach unsere Schutzgötter geworden;-ob das Unglück in der Liebe bedeutet?-Ausserdem hat mich Mamma Excellenz-was ich Ihnen im Vertrauen sage-mit einer eigenhändigen prachtvollen Stickerei des Wolzogenschen Wappens bedacht, wodurch mich unser Käthchen, die schweizerische Demagogin, nun für vollständig legitimirt hält.-Hab' ich dadurch den Fehler der Nähterin begangen, und wird man mich in Allstedt nun auch für eine Aufschneiderin halten? Zürnen Sie mir wenigstens nicht wegen dieses kleinen Muthwillens, den ich vielleicht nur dem Einflusse meines sprudelnden Gemahls danke.-1 Zu dem Dichter August Thieme (1780-1860) vgl. meinen Text "Einsiedler und Weltkind". Aber wie lange habe ich unpoetische Schwätzerin Sie schon belästigt. Mögen Sie mir dadurch vergeben, daß Sie mich bald wieder mit einem Wort des Andenkens erfreuen, wenn diese Bitte Sie nicht auf's Neue belästigt.-Alfred schreibt selbst, u so schließe ich denn mit den schönsten Grüßen an Julchen u Agnes, die Ihnen dies Briefchen die Treppe hinauf bringen mag:-dann findet es gewiß einenm nachsichtigen Empfänger. Ihre treu ergebene Elisabeth v Wolzogen August Thieme an Alfred von Wolzogen 8. Jan. [18]47 Allstedt 2 Mein theurer Alfred! Nach 8 Predigten in Einer Woche u Leichenreden im Schnee kam ich zu 29 Bogen officieller Berichte ins Reine u Unreine nebst Rechnungen,-daß ich entschuldigt bin, wenn ich Dir u den Deinen noch nicht antwortete u namentl. Dir noch nicht dankte für Deine unverwüstliche Theilnahme u Mühe! u auch jetzt pochen bereits wieder 72 Confirmanden an die Thür, welche 16 Wochen lang, bis Ostern von mir wissen wollen, wie es eigentl. im Himmel ist, was sie-Glauben nennen, so daß ich auf alle poetischen Gesichte wol werde verzichten müssen, bis ich wieder in den grünen Wald kann-Nur Eins möchte ich flüchtig festhalten, nemlich "die römische Puppen Commödie" Deines Briefs. Ich bedaure die arme An[n]chen 3 , die keine Ahndung hat von den "Religionsspekulanten" dieser Zeit u die in dem hohlen Olivenstamm den Dante liest, ohne zu wissen, daß sie einen Erzdemagogen in der Hand hat, der ganz in ihre vermeinte Schweizerhefe der Menschheit paßt u alle Tyrannen u Pfaffen || seiner Zeit in der Hölle lustig schmoren läßt. Ich beneide auch die Apotheose des Meisters[?] nicht, der,-als Finanzmanndas neue Creditinstitut-und-Compagniegeschäft der Cardinäle-was man römischen Landtag nennt, nicht zu kennen scheint u wie David in den heiligen Straßen vor der Bundeslade begeistert hertanzt,-ja-statt-wie es der alte Göthe gethan hätte-ruhig auf einem Balkon zu bleiben-den Tricolor der Demagogen schwenkt, schwarz roth u gold d. h. "durch Nacht u Blut zur goldenen Freiheit",-die Fahne, die von der Heiligen Allianz auf allen Congressen öffentlich als infam geächtet ist,-die im Wartburger Feste sich meldete, als man den preuß. Zopf u Kampzs Schriften verbrannte,-die in Hambach über der Tribüne der Redner wehte, deren Köpfe man kahl schor-deren Farben über den Westen der Frankfurter Attentäter hing, als sie vom Kaiser Rothbart träumten,-die man von den Mützen u Pfeifenquasten der Schuljungen u Studenten riß, die um Sands Schaffot standen u ihre weißen Tücher in sein Blut tauchten-die Fahne, die jetzt-quand même-|| auf den Nordseeschiffen, Welker, Itzestamm und Hekker! Vincke "Hansemann usf. weht,-ja deren stille Legionen-seinen Schwager in Copenhagen, der an der Spitze der dänischen Propaganda sowie deutscher Provinzen mitnationalisiren hilft-ins schwarze Buch der Vergeltung zeichnen!!-Er hat Dich zum Schüler seiner Staatsweisheit machen wollen u gewiß als ein rechtschaffenes Preußenherz u ehernes Haupt, wie Du ihn nennst-wird er vor dem Staatsanwalt nicht sagen, daß er seine Freunde in Zorn nur düpirt-sondern wie Miroslavski, ohne [zu] gestehen, daß Potsdam den 8ten Januar 1848 Meine liebe Mutter! Gerne will ich meinem Versprechen nachkommen, und Euch einen ausführlichen Bericht unseres Treibens während der kurzen Zeit der Trennung von Berlin geben. [...] Die Wohnung im nneuen Schmuck, und durch die Wintereinrichtung warm und gemüthlich, eignete sich so recht, mich froh und heimisch zu stimmen, wenn nicht die zunehmende Hartnäckigkeit meines Übels, das mich so oft schon bitter getäuscht hat, schließlich allen Muth untergraben müßte!-Es gehört wirklich viel Kraft || dazu, unter diesen Umständen einen leichten, frischen Sinn zu erhalten; und, wenn er mich zuweilen verläßt, so ist es wohl zu verzeihen.-Wäre Alfred zehn Jahre, oder noch älter, so wollte ich, die dann immer noch in einem ganz passenden Altersverhältniß zu ihm stände, nicht so trauern, als ich dies jetzt thun muß, wo ich nur zu gut einsehe, wie ein so junger, lebensfrischer Mann, mit Recht auch bei seiner Frau größere Ansprüche auf blühende Jugend machen darf, da er ja auch leichter von dieser gefesselt wird, als ein älterer Mensch, der ohnedies schon mehr mit sich und dem Leben abgeschlossen hat.-Versetzt Euch nun einmal recht in meine Lage; bedenkt, wie ich vom ersten Tag unserer Ehe an, wie umgewandelt war, wie alles Widrige, Ekelhafteste nur dazu beitrug, mich immer mehr u mehr zu enstellen, wie nicht nur mein Körper davon angegriffen, sondern auch meine Lebenslust dadurch erschlafft wurde, und richtet nicht zu strenge, wenn || ich mich lieber vor dem Mann und der Welt verkriechen möchte, als so, im ganzen Wesen, im Thun und Lassen nur halb und unzurechnungsfähig fortzuleben. In diesen Augenblick ist die Stirn über dem linken Auge hochaufgeschwollen, u in der vorigen Weise, wassersüchtig und zum Eindrücken: das Geschwür thut sehr weh und will von selbst noch nicht aufgehen. Stirn und Augenlieder sind wieder ganz mit Flechten bedeckt, und so rauh,...

Vormorgen aims to collect all of Ernst Toller’s poetic works in a single volume; the first to appear in nearly a century. This edition, in German and English, includes Toller’s three principle poetic works: Vormorgen, The Poems of the Imprisoned, and The Book of Swallows, as well as his scattered, uncollected poems. Toller was a Jewish anarchist working in Munich, and was briefly the president of the Bavarian Soviet Republic (Münchner Räterepublik / Munich Worker’s Republic), which was predominantly organized by poets and playwrights, so it’s often been referred to as the regime of coffeehouse anarchists.

Die Menschen, die den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen miterlebt haben, haben sehr schwierige Zeiten durchgemacht. Wolfgang Borchert ist auch ein Schriftsteller, der den Zweiten Weltkrieg als Zivilist, Soldat und Gefangener erlebte und all die Negativitäten miterlebte, die der Krieg mit sich brachte. Er ist einer der wichtigsten/anerkannten Autoren/Vertreter der Trümmer-/Nachkriegsliteratur, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand und geprägt war von der Zerstörung von Städten, dem Auseinanderbrechen von Familien und den Traumata des Krieges. Er ist einer der erfolgreichsten und meistgelesenen Autoren der Trümmerliteratur. Als bedeutender Schriftsteller prägte er die Nachkriegsliteratur. Er macht in seinem kurzen Leben (26 Jahre) schwierige Erfahrungen. Daher kann man sagen, dass er meist über den Zweiten Weltkrieg und die Spuren und Zerstörungen des Krieges schrieb oder der Krieg das Hauptthema seines literarischen Schaffens darstellt. Seine literarische Welt basiert auf dieser Zeit, seiner inneren Welt und dem Krieg im Allgemeinen. Die Zerstörung des Krieges steht im Mittelpunkt seines Lebens und seiner Werken. Seine Kurzgeschichten, die er kurz, aber wirkungsvoll schrieb, lenken die Aufmerksamkeit der Leser auf sich. Die 1947 veröffentlichte Kurzgeschichte "Nachts schlafen die Ratten doch" von Wolfgang Borchert ist für ihn typisch/kennzeichnend. In dieser Kurzgeschichte, die literarisch in die Epoche der Trümmer/Nachkriegsliteratur einzuordnen ist, wird die Geschichte eines Jungen thematisch aufgegriffen, welcher in vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Deutschland lebt. Ausgehend von dem Aufbau und Inhalt der Kurzgeschichte habe ich versucht, den Text zu untersuchen/analysieren. Außerdem werden die Hintergründe der auf den Trümmern erbauten Kurzgeschichte und die Spuren des Krieges in der Kurzgeschichte auch nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wörtlich enthüllt. .

Drawing on ego-documents and scholarly works of the outstanding historian Stepan Borisovich Veselovskiy, this article analyzes the ethical principles he adhered to between the 1920s and 1950s, when he, though staying in the USSR, lived in inner emigration. Particular attention is paid to the concepts of "academic ethics" and "professional ethics". The author studies both universal and specific value orientations of scholars within the framework of professional ethics. As applied to Veselovskiy's scholarly work while in inner emigration, the relationship between professional ethics and the scholar's epistemology is traced. Academic ethics is analyzed using Robert K. Merton's theory of the ethos of science, which makes it possible to single out such imperatives as communism, disinterestedness, and organized skepticism in Veselovskiy's scholarly work. In addition, the author considers the correlation between Veselovskiy's ethical views as a person and as a scholar. The article concludes that it was the ethical principles Veselovskiy developed before the 1917 revolution that conditioned his choice of methods to study the past and his ways of constructing a scholarly text, and allowed him to become an inner emigrant in the face of rejection.

Die verschiedenen Aufzeichnungen von Wilhelm Gottlieb Tilesius zum Aufenthalt in Japan sind bislang nicht umfassend ediert worden. Daher wird auch in diesem Artikel der Versuch gemacht, wenigstens Teile davon allgemeiner zuganglich zu machen. Der erhaltene zweite Band (von ursprunglich 3) seines handschriftlichen Tagebuches der Weltumseglung befindet sich im Tilesius-Nachlass des Stadtarchives Muhlhausen in Thuringen, wo Tilesius 1769 geboren wurde und 1857 auch starb. Sein Sohn Adolph hatte alle Materialien des Vaters 1886 dem Stadtarchiv testamentarisch ubereignet. Weil diese Tagebuchnotizen wegen ihrer ausfuhrlichen Beschreibungen von Tieren und Pflanzen fur Naturforscher von groserem Interesse als fur Kulturhistoriker sind, wurden sie bisher wenig beachtet. Obwohl Tilesius selber immer wieder eine illustrierte Publikation seiner Reiseerinnerungen moglicherweise auch in Teileditionen ins Auge fasste, kam dies Projekt zeitlebens nicht zustande. Er hat sein Tagebuch in der vorliege...

This is publication of an open-source internet find of an diary containing letters (both sides of recepients) of an Duesseldorf WWI veteran, who continued his records even during his 53 month enduring state as an french prisoner of war. I'd chosen the possibility to publish it (with additional explaining comments) because of the thick description of the particular events and it's inside view in the way of thinking of an ordinary german family due this circumstances and especially the fact of the arising friendship of the author wit an french guardian (which persisted even after the war and the ongoing politicization in way of nationalsocialism of the author). In future I'd like to use (parts of) it as source of my bachelor thesis due my study of cultural studies (Empirische Kulturwissenschaften).

Sie: groß, schön, »das herrliche blond � ar wie ein Strahlenkranz«, aus vor nehmem norddeutschen Hause, und damit die norddeutsche Vornehmheit noch deutlicher wird, trägt sie einen niederländischen Namen: Lisa van de Sandt. Er: dunkelhäutiger Zigeunerprimas, stahlblaue Augen, schmaler bronzener Kopf, gerade Nase, scharf geschnittener Mund, »um den ein schmerzlicher Zug lag« (S. 2), schlanke, braune Hände-kurz: ein f Bild von einem Mann: Andras Im D r �. • L" d" "hr T G d f 1. I 1•. b 1. 1e Junge 1sa, 1e 1 e ante ertru au emer ta 1enre1se eg eltet, vernimmt in Ragusa an der »blaue[n], blaue[n] Adria« (S. 16) das Geigenspiel des Zigeunerprimas und ist hin und weg: Leise, schwebend löste sich eine süße Melodie los, umzitterte all die vielen Menschen, hielt ihre Herzen gefangen, spielte mit ihnen, kindlich, einfach. Dann tropften Töne hinein, schwer und fremd , wie ein fernes dunkles Flügel schlagen, die Süßigkeit verscheuchend. Es stieg etwas aus der Erde heraus, in strengem Rhythmus. [ ... ] Die Geige rief, forderte, zwang-und dann lösten sich die Glieder, die Geige lockte wieder, lockte-und alles atmete auf. Ein Zögern , Rufen noch, und nun eine Tanzweise; erst ein inniges Anschmiegen , zärtlich aufglühend , und-wieder freigebend-neue Leidenschaft ; und dann ein frohlockendes Tanzen, ein seliges, selbstvergessenes Tanzen. Ein Glück, ein Jubeln in allen Zuhörern ; glänzende Augen, zärtliche Blicke , leises Hin-und Herwogen« (S. 6f.) .

Berthold Rothschild (Zürich) Die meisten der heutigen Journal-LeserInnen haben ihn wohl nicht mehr gekannt, diesen genialischen Poltergeist einer anderen Generation, der Stammzellen-Generation des PSZ sozusagen: Hans Hehlen, Doktor der Germanistik und Geschichte, Gymnasiallehrer, Psychoanalytiker, Redaktor, Schriftsteller, Philosoph, Chronist und Zeitgenosse. «In den Ostertagen dieses Jahres nach kurzem, schweren Leiden von uns gegangen und inzwischen noch nicht wieder auferstanden»-wie er trocken bemerken würde. Nicht nur altersmässig gehörte er einer früheren Generation an, auch in seiner ganzen Mentalität war er ein anachronistisches Unikat, ein barocker Romantiker und sentimentaler Rationalist, immer etwas quer in der Landschaft, unbequem für alle Anpasser und Schöngeister. Ein sozialer Aufsteiger zwar und aus ökonomisch und emotional kärglichen Verhältnissen stammend, dann aber ehrgeizig und gelehrig, manchmal fast heroisch selbstbestimmend, doch immer auch dazugehören wollend und dennoch meistens knurrend draussen bleibend. In seinen noch jungen Ohren, so schreibt er, hallt lästig das läppisch-unflätige Getöse seiner lärmigen Verwandtschaft wieder und wird ihn später so schwerhörig machen, dass er zeitlebens grad nochmals aussen vor, exzentrisch also, aber auch unerfüllt sehnsüchtig bleibt. Aber auch streitsam ist er und legt sich, inzwischen Gymnasiallehrer geworden, mit offenem Visier mit Alfred Gilgen, dem ebenso streitsamen und linkophoben Erziehungsdirektor an-wer das Tournier verliert ist klar: der gute Hans, inzwischen Vater von zwei Kindern und Ehegatte der früh verstorbenen Psychoanalytikerin Marianne Hehlen. Wenn ein gescheiter, widerborstiger Mensch nicht mehr weiss, was machen-was wird aus ihm? Psychoanalytiker eben, zumal wenn er schon selber eine lange Analyse hinter sich hat und auf die Frage‚ «wer bin ich eigentlich?» noch immer keine klare Antwort weiss. © 2020, die Autor_innen. Dieser Artikel darf im Rahmen der "Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitungen 4.0 International" Lizenz (CC BY-NC-ND 4.0) weiter verbreitet werden.

Wir danken allen oben erwähnten Personen für ihre Unterstützung der vorliegenden Edition. Ein Dank geht auch an Alexander Prenninger (Salzburg), Irina Scherbakowa (Moskau) und Brigitte Schneider (Wien) sowie die Mitarbeiter des Moskauer Sonderarchivs und des Bundesarchivs Berlin für ihre Mitarbeit bzw. Unterstützung. Ganz besonders möchten wir das Engagement von Henry Leichter hervorheben, der nicht nur ein persönliches Nachwort zur Edition beigesteuert hat, sondern auch die editorische Arbeit mit einer Unzahl von konkreten Hinweisen, Korrekturen und Ergänzungen unterstützt hat.

BIOGRAPHIE 20-4 Gretha Jünger : die unsichtbare Frau / Ingeborg Villinger.-Stuttgart : Klett-Cotta, 2020.-463, [24] S. : Ill. ; 23 cm.-ISBN 978-3-608-98352-4 : EUR 26.00 [#7113] Die "Frau Ernst Jünger", so beginnt diese Biographie, sei aus den Büchern über diesen Schriftsteller bekannt 1-aber eben nur als solche. Doch Gretha Jünger war unter ihrem Namen Gretha von Jeinsen selbst eine Schriftstelle-rin 2-und auch sonst als Schauspielerin und Sängerin recht erfolgreich, be-vor diese Berufsorientierung dann mit der Eheschließung mehr und mehr in den Hintergrund trat. Ihre eigenen Bücher sind aber derzeit vergriffen; eine wichtige Publikation, die vor längerer Zeit bereits erschien, ist der Brief-wechsel mit Carl Schmitt, 3 der wertvolle Einblicke auch in der Verhältnis der 1 Exemplarisch seien hier die beiden großen Biographien genannt: Ernst Jünger : ein Jahrhundertleben ; die Biographie / Heimo Schwilk.-Aktualisierte und erw. Neuausg.-Stuttgart : Klett-Cotta, 2014.-646, XXIV S. : Ill. ; 22 cm.-ISBN 978-3-608-93954-5 : EUR 24.95 [#3555].-Rez.: IFB 14-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz401485722rez-1.pdf-Ernst Jünger : die Biographie / Helmuth Kiesel.-München : Siedler, 2007.-715 S. : Ill. ; 23 cm.-ISBN 978-3-88680-852-6 : EUR 24.80 [9298].-Rez.: IFB 07-2-394 http://swbplus.bsz-bw.de/bsz266594670rez.htm-Außerdem ist zu berücksichti-gen: Brüder unterm Sternenzelt : Friedrich Georg und Ernst Jünger ; eine Bio-graphie / Jörg Magenau.-Stuttgart : Klett-Cotta, 2012.-315 [8] S. : Ill. ; 22 cm.-ISBN 978-3-608-93844-9 : EUR 22.95 [#2802].-Rez.: IFB 12-4 http://ifb.bszbw.de/bsz367173689rez-1.pdf 2 Die Palette : Tagebuchblätter und Briefe / Gretha von Jeinsen.-Hamburg : Dulk, 1949.-132 S.-Silhouetten : eigenwillige Betrachtungen / Gretha von Jeinsen.-Pfullingen : Neske, 1955.-301 S. 3 Briefwechsel Gretha Jünger Carl Schmitt : (1934-1953) / hrsg. von Ingeborg Villinger und Alexander Jaser.-Berlin : Akademie-Verlag, 2007.-240 S. ; 25 cm.-ISBN 978-3-05-004294-7 : EUR 44.80 [9387].-Rez.: IFB 07-2-575 http://swbplus.bsz-bw.de/bsz261501119rez.htm-Siehe weiterhin auch Brief-wechsel 1923 bis 1950 /

In stiller Trauer nimmt die albanologische Welt Abschied von Giovanni (Gianni) Belluscio, der am 12. April im Alter von 58 Jahren unerwartet verstorben ist. Herr Belluscio hat seinen letzten Vortrag an unserem Institut am 13. Dezember 2019 gehalten. Govanni (Gianni) Belluscio war der beste Phonetiker, den die Albanologie jemals hatte und so schnell auch nicht haben wird. Er gehörte zu den besten Kennern des Italoalbanischen und Feldforschungsmethoden. Zu seinem wissenschaftlichen Werdegang und seinen wissenschaftlichen Errungenschaften siehe die Nachrufe in albanischen Zeitungen, deren Links weiter unten verzeichnet sind. Ich möchte etwas zu seiner Person sagen: Gianni ließ er sich von vielen seiner Kollegen, aber auch Studenten nennen, als Zeichen seiner Verbundenheit zu seinen Mitmenschen. Er ließ sich auch auf Albanisch Xhani schreiben, was sowas 'Schatz' bedeutet, und nicht weil er selbstverliebt war, sondern weil er den Menschen nah sein wollte, egal in welcher Sprache. Gianni lernte ich im Frühjahr 2003 bei einem ERASMUS-Aufenthalt an der Universitá della Calabria kennen. Bei ihm hatte ich das Studienfach Dialektologie zu belegen. Es war seine Vorstellung von Lehre, die Studenten auch mit einem linguistischen Handwerk auszustatten. Neben der theoretischen Lehre bekamen wir Studenten auch einen Einblick in Phonetik, indem er uns das phonetische Labor zeigte, und sehr viel Feldpraxis. Neben der universitären Lehre und der wissenschaftlichen Tätigkeit führte er damals Fortbildungen für Lehrer, die das Arbëresh (Italoalbanische) in Schulen unterrichteten oder unterrichten sollten, durch. Deshalb fuhr er oft an Wochenenden durch die Arbëresh-Dörfer und nahm uns Studenten, oft nur mich und meine Kommilitonin aus München, mit und zeigte uns diese Dörfer, die ich bis heute vor meinem inneren Auge Revue passieren lasse, und brachte uns eine Feldforschung bei, die ich bis heute erfolgreich anwende. In keinem anderen Studiengang und in keiner anderen Universität lernte ich das später und erst recht nicht auf so einer feinfühligen Art. Den Wert der Transkriptionen lernte ich nur bei ihm. Er brachte mir aber auch die Leidenschaft für Dialekte, Feldforschung und Lehre bei, die mich bis heute begleiten. Mit der Leidenschaft für seine wissenschaftlichen Tätigkeiten steckte er auch jeden Zuhörer bei Konferenzen an, so zwei Mal hier bei uns im Institut in Berlin (12.-13. Januar 2017 und 13.12.2019). Mit seinen fast naturwissenschaftlich erarbeiteten, stichfesten Sprachbelegen schaffte er noch so verbohrte nationalistische Vorstellungen von Sprache lächerlich wirken zu lassen. Die albanologische Welt verliert einen seiner besten Vertreter, die Studenten verlieren ihren besten Lehrer und seine Familie und Freunde verlieren eine Seele von Mensch. In meiner Geburtsregion Kërçova sagt man: Die Guten gehen! (Të mãjrit shkuuëjn!) Beides wird Gianni verstehen, dieser Polyglott. Ruhe in Frieden liebster Gianni, ruhe in Frieden mein Lehrer, ruhe in Frieden mein Lieblingsmensch! Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie-seiner Frau Giusi, die im wahrsten Sinne des Wortes seine bessere Hälfte war, seinen beiden Kindern und allen Angehörigen.

[A volume of "Selected poems" in an English translation is in preparation for spring 2020]

"Skeptisch, frech und direkt springen einem diese Gedichte ins Gesicht wie eine wohltuende Ohrfeige. Mit dem Blick auf die Alltagswelt wie durch eine Polaroidkamera zeigt der Autor auf, wo es in unserer Gesellschaft hakt und schiefläuft. Das ist Lyrik, die direkt aus dem Leben kommt und direkt ins Leben einwirkt: Wenn wir so weiter machen, verrecken wir in unserem Schlaraffenland."

Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besser geschützten Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen? Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi von ihm angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Bald gibt Leo zu: »Ich interessiere mich wahnsinnig für Sie, liebe Emmi! Ich weiß aber auch, wie absurd dieses Interesse ist.« Und wenig später gesteht Emmi: »Es sind Ihre Zeilen und meine Reime darauf: die ergeben so in etwa einen Mann, wie ich mir plötzlich vorstelle, dass es sein kann, dass es so jemanden wirklich gibt.« Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt, aber diese Frage wühlt beide so sehr auf, dass sie die Antwort lieber noch eine Weile hinauszögern. Außerdem ist Emmi glücklich verheiratet. Und Leo verdaut gerade eine gescheiterte Beziehung. Und überhaupt: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, seit 1985 als Journalist und Autor tätig, seit 1989 für die Tageszeitung Der Standard (Gerichtsreportagen, Feuilletons, Kolumnen).